07.11.2002 16:53
Reaktionen
„Unser Land ist ärmer ohne ihn.“
Reaktionen aus Medien und Politik zum Tod von Rudolf Augstein.
Johannes Rau, Bundespräsident:
„Rudolf Augstein war vielleicht der größte unter den Publizisten der Bundesrepublik. Als Mitbegründer des Spiegel hat er die deutsche Medienlandschaft geprägt wie kaum ein anderer. Augstein hat die Politik unseres Landes mitgestaltet. Unser Land ist ärmer ohne ihn.“
Arnulf Baring, Historiker:
„Augstein hat wie Joachim Fest oder Klaus Harpprecht zu jener in den 20er Jahren geborenen Journalisten-Generation gehört, die nach dem Krieg dem deutschen Journalismus, der durch den Nationalsozialismus versaut
worden war, wieder zur Geltung verholfen. Er hat dazu beigetragen, dass die Medien sich als vierte Gewalt im Staate etablierten.“
Ole von Beust, Hamburger Bürgermeister (CDU):
„Geprägt von persönlicher Wahrhaftigkeit und journalistischer Sorgfalt, ist es Menschen wie ihm zu verdanken, dass der zweite Versuch eines demokratischen Staates auf deutschem Boden gelingen konnte. Dank Augstein, einem Wegbereiter der Demokratie in Deutschland, hat der Spiegel eine unverwechselbare Sprache gefunden und sich Weltruf erworben.“
Klaus Wowereit, Berlins Regierender Bürgermeister(SPD):
„Mit Rudolf Augstein verliert Deutschland einen herausragenden politischen Publizisten, einen Mann der ersten Stunde, der nach dem Krieg den politischen Journalismus - und damit das politische Bewusstsein - in dieser Republik entscheidend geprägt hat.“
Ralph Giordano, Schriftsteller:
„Ich habe ihn bewundert, wenn auch nicht kritiklos. Ich war mit manchem nicht einverstanden, was er über Israel und den Nahost-Konflikt gesagt hast. Aber es ändert nichts an meiner Wertschätzung. Rudolf Augstein und der Spiegel haben das politische Gesicht der Bundesrepublik Deutschland wesentlich mitgeprägt. Es hätte wohl alles anders ausgesehen, schlechter, wenn es die beiden nicht gegeben hätte.“
Jobst Plog, NDR-Intendant:
„Deutschland hat einen großen und couragierten Journalisten und Publizisten verloren. Rudolf Augstein hat den Journalismus in Deutschland geprägt. Er war als unabhängiger, streitbarer und meinungsfreudiger Journalist Vorbild für viele Kollegen, auch im Norddeutschen Rundfunk.“
Bayerns Ministerpräsident Edmund Stoiber (CSU) hat den gestorbenen Spiegel-Herausgeber Rudolf Augstein als einen „streitbaren großen Publizisten und Journalisten“ gewürdigt. Augstein sei für die deutsche Medienlandschaft und für die Politik in Deutschlands prägend gewesen, erklärte der CSU-Chef am Donnerstag in München.
Der Chef des Nachrichtenmagazins Focus, Helmut Markwort, nannte Augstein eine „überragende Figur der deutschen Publizistik“. Er habe größten Respekt vor dessen Lebenswerk, sagte Markwort.
Augstein habe für die Pressefreiheit und das Selbstverständnis der Journalisten im demokratischen Deutschland viel durchgesetzt. Für viele Journalisten habe Augstein auch mit seiner Streitlust Maßstäbe gesetzt. „Er wird eine Lücke hinterlassen.“
Beileid für die Angehörigen, aber auch Kritik an Augstein kam aus der Familie des früheren bayerischen Ministerpräsidenten Franz Josef Strauß (CSU). Dessen Tochter und bayerische Kultusministerin Monika Hohlmeier (CSU) erklärte, sie spreche den Angehörigen des Verstorbenen ihr persönliches Beileid aus. Die Antipoden-Stellung zwischen Augstein und Strauß habe dazu beigetragen, dass der Spiegel seine führende Rolle als Nachrichtenmagazin in Deutschland eingenommen habe.
Hohlmeier: „Wenn Augstein sich im Recht glaubte, war er bereit, mit allen Mitteln seine Gegner zu bekämpfen. Dabei konnte er jedoch auch das Maß des menschlich Erträglichen überschreiten. Ich habe dies besonders in den 70er und 80er Jahren und im Extrem in der Zeit der Kanzlerkandidatur meines Vaters miterleben müssen.“
(sueddeutsche.de/dpa)
몇 반응 비디오로 보기